Das Ziel des Projektes ist die Sichtbar-machung menschenverachtenden Verhaltens während des Dritten Reiches innerhalb eines Gebäudes als auch dem ihm umgebenden öffentlichen Raum in Berlin Kreuzberg.
Das Haus in der Fontanepromenade 15 liegt in einem ruhigen bürgerlichen Wohngebiet in Kreuzberg in der Nähe des Südsterns. Das Gebäude wurde von Johannes Kraaz als Verwaltungsgebäude entworfen und 1906 errichtet.
In der Zeit von 1938 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieser Ort als Sitz der Zentralen Dienststelle für Juden genutzt. In Folge der Novemberpogrome 1938 wurde damit die jüdische Arbeitsvermittlung aus dem Landesarbeitsamt ausgegliedert. An diesem Ort wurde der ausbeuterische Arbeitseinsatz der Berliner Juden in Form von Zwangsarbeit verwaltet und erfasst. Die meist diffamierende Vorgehensweise innerhalb der Zentralstelle für Juden führte zur umgangssprachlichen Umbenennung der Strasse von Fontane- in ‚Schikanepromenade’.
Von 1950 wurde das Gebäude von der ‚reorganisierten Kirche Jesu Christi der heiligen letzten Tage’ der heutigen ‘Gemeinschaft Christi’ als Gotteshaus genutzt. Zum jetzigen Zeitpunkt 2012 ist das Gebäude leerstehend und steht zum Verkauf.
Bis heute verbleibt das Haus undokumentiert bezüglich seiner Geschichte für Passanten, Anwohner und Nutzer der angrenzenden Institutionen (Schule, Kindertagesstätte, Kinderläden, Nachbarschaftshaus am Urban, Gesundheitsamt Kreuzberg-Friedrichshain).
Das Projekt orientiert sich an der Brechung täglicher routinierter Zeitabläufe mit permanenten und temporären Monumenten der Erinnerung und des Gedenkens, um das Gebäude und seine Bedeutung wieder bewusst werden zu lassen. Die geplanten Interventionen respektieren das historische Gebäude und werden durch die Verknüpfung mit dem Außenbereich nachhaltig im Stadtbild aktualisiert.